Die Sache mit dem Leder


Es gibt so viele schöne Lederartikel auf der Welt. Schuhe, Gürtel, Jacken, mein Lieblingsrucksack..alles aus Leder. Und bislang dachte ich auch eigentlich, ist ja nicht so schlecht, Leder ist langlebig, schön weich, sieht hochwertig aus. Leder ist robust und schon als Kind hat man gelernt, dass Schuhe aus "echt Leder" ja viel besser als die Dinger aus Plastik sind, die eh nur für Käsefüße sorgen. Oder?

Ich habe mich viel mit veganer Ernährung beschäftigt und lebe schon seit über 15 Jahren vegetarisch. Ich fand aber die Veganer, die selbst ihre bereits gekauften Lederschuhe plötzlich loswerden wollten, viel zu extrem. Dachte mir, naja, man kann auch alles übertreiben. Ist ja auch nicht nachhaltig, das jetzt alles wegzuwerfen und von Extremismus halte ich ohnehin nicht viel. Bis mich die Reportage "Gift auf unserer Haut" zum Nachdenken gebracht hat.
Ich z.B. wusste gar nicht, WIE kritisch die Lederproduktion aus umwelttechnischer und auch ethischer Sicht ist. Das meiste Leder für unsere Produkte kommt ja, na klar, wieder aus den Billiglohnländern; sehr viel wird z.B. aus Bangladesch oder China importiert. Aber kennst du schon die Details dazu?

Zum Gerben des Leders verwendet man in der Regel Chrom III Salze, um die Tierhäute haltbar und reißfest zu machen. Bei billigen oder unsachgemäßen Produktionsmethoden kann allerdings leicht das giftige Chrom IV entstehen, was in Europa verboten ist und stark irritierend, allergisierend und sogar krebserregend ist. Dieses giftige Chrom IV kann sich sogar noch im fertigen Leder bilden, was ich vorher noch gar nicht wusste. Die Gerbereien in Bangladesch oder China, wo häufig auch Mütter und Kinder mitarbeiten, wissen davon in der Regel wenig. Sie stehen ohne Schutzkleidung und sogar barfuß in der Gerbbrühe und leiden oft an schlimmen Krankheiten. Die ganzen Chemikalien aus der Produktion werden einfach in die Flüsse geleitet und die Lebenserwartung der Gerber liegt hier laut WHO übrigens bei nur ca. 50 Jahren.

Aber nochmal zurück zum Chrom IV: Habt ihr schon von den diversen Rückrufen mitbekommen, die durch Stichproben vom Bundesinstitut für Risikobewertung ausgerufen wurden? Für mich zumindest überraschenderweise gab es die nicht nur für Billigschuhe von Deichmann oder Jacken von C&A, sondern auch für Ballerinas von Buffalo oder andere nicht ganz günstige Markenhersteller.

Natürlich heißt das nicht, dass alles Leder giftig ist und alle Leder-tragenden Motorradgangs an Hautausschlag und Krebs sterben. Aber die Gefahren, die Leder offenbar mit sich bringt, sind zumindest nicht unerheblich und doch mal einen Gedanken wert. Dass die Tiere, die extra für die Lederproduktion gezüchtet oder auch auf ewig langen Strecken heimlich von Indien nach Bangladesch transportiert und gehäutet werden unter schlimmsten Bedingungen behandelt werden, dürfte auch nichts Neues sein.

Wenn du mal 40 Minuten Zeit hast, schau dir doch einfach mal diese Doku vom ZDF zu diesem Thema an. Oder zumindest die ersten 10-15 Minuten, um einen Eindruck zu bekommen. Wenn du etwas aus Leder besitzt macht das doch Sinn, oder? Es gibt durchaus auch bessere Alternativen, wie z.B. pflanzlich gegerbtes, fair gehandeltes Leder, wie Veja es u.a. für seine Schuhe verwendet. Aber auch andere nachhaltige Materialien wie z.B. Kork sind wahnsinnig gute Alternativen, die nicht nur besser für dich, sondern auch für die Umwelt sind.

Falls du dich näher zu pflanzlichem gegerbtem Leder informieren willst, habe ich hier eine interessante Infografik zu den Verarbeitungsschritten. Es ist so oder so ein arbeitsintensiver Prozess, aber wenn man nicht auf Leder verzichten möchte, würde ich auf jeden Fall pflanzlich und möglichst umweltschonend gegerbtes Leder empfehlen. Weitere Infos, auf die man achten sollte, sowie Siegel, die man beachten sollte, findest du hier



Rucksack von Rockamora

Ich für meinen Teil betrachte meinen Second-Hand-Lieblingsrucksack aus Leder jetzt mit ein bisschen fast schon extremem Veganer-Argwohn und überlege mir, ob ich ihn nach dieser Doku nochmal kaufen würde. Wahrscheinlich nicht. Aber man lernt ja nie aus. :)


Liebe Grüße,
eure Corinna

Warum eigentlich Fair Fashion

Kleid + Cardigan secondhand über Kleiderkreisel, Rucksack: Vintage Kilo Store
Jahrelang habe ich das Shoppen geliebt und gefeiert. Zwar schon immer auch gerne Second Hand, aber eben auch viel von den üblichen Verdächtigen der Fast Fashion Industry, sei es Zara, H&M, Mango oder ähnliches. Das, was man sich als Student eben so leisten kann. Als ich angefangen habe zu arbeiten, ist es mir eigentlich noch leichter gefallen: Ohne groß nachzudenken, gönnt man sich mal ein schönes Shirt, leistet sich hier eine neue Hose, hier einen neuen Schal. Wir lieben ja die Abwechslung. 
Aber irgendwann, als die ersten Primark Läden in meiner Nähe aufmachten und die Kritik größer wurde, fing auch ich an, mir Gedanken zu machen. Wer erinnert sich noch an die eingenähten Hilferuf-Etiketten der Primark Kleidungsstücke "forced to work exhausting hours" etc - ob jetzt PR-Gag oder tatsächlich von einigen mutigen bzw. verzweifelten Näherinnen umgesetzt, weiß ich gar nicht. Aber ziemlich eindeutig war die Message trotzdem und ich beschloss, keinesfalls mehr etwas von Primark zu kaufen. Bei H&M hab ich innerlich ein Auge zugedrückt, denn so ganz genau weiß man es ja nicht, wie die Arbeitsbedingungen wirklich sind... dachte ich mir. Als dann die Textilfabrik in Bangladesch einstürzte, in der Tausende Arbeiterinnen starben, wurde der nagende Zweifel doch wieder größer. Schließlich sind ja doch die meisten unserer Kleidunsgstücke made in Bangladesh, India oder China. Und das ganz ehrlich bei H&M genau wie auch bei Hugo Boss oder eben Primark.
Der Preis eines Kleidungsstücks ist eben nicht unbedingt ausschlaggebend über dessen Herkunft oder Produktionsbedingungen. Aber wenn es SO günstig ist, geht es schon nicht mehr anders. Wenn ich heute die unzähligen braunen Primark Tüten sehe, die Jugendliche oder ganze Familien stolz durch die Fußgängerzone Stuttgarts tragen, bin ich immer wieder aufs Neue bestürzt, wie schnell so ein Unglück wie der Einsturz der Textilfabrik vergessen wird und wie achtlos Kleidungsstücke konsumiert werden. Ein Shirt kostet ja teilweise kaum mehr als ein Becher Kaffee von Starbucks.

Der finale Denkanstoß kam dann aber, als ich auf der Bloggerkonferenz The Hive einen Vortrag von Jana von dem Blog Plique anhörte (mehr dazu hier: Plique). Selbst erfolgreiche Modebloggerin, die dem wahnsinnigen Konsum und Überfluss der Fast Fashion überdrüssig war, referierte sie sehr emotional und ehrlich über ihre Erfahrungen. Die furchtbaren Zustände in den Ländern, die für uns tagtäglich aufs Neue eine Wegwerf-Mode kreieren, dafür sechs Tage die Woche 13-16-Stunden schuften, damit sie nicht verhungern - und wir für ein paar Euro den "neusten Trend" kaufen können. Sie sprach darüber, dass wir unsere Kleidung wieder mehr schätzen lernen sollten. Dass man sich wie früher eher auf die Basics fokussieren sollte und sich mehr mit der Pflege und dem perfekten Schnitt der Kleidung beschäftigen sollte als damit, wann man sich das 52. Oberteil kauft, dass dann doch womöglich nur ganz hinten im Kleiderschrank hängt. Und irgendwann da hat es bei mir Klick gemacht.

Ich habe meinen übervollen Kleiderschrank betrachtet und mir gedacht, eigentlich hab ich ja wirklich alles. Vieles, was man nicht so gerne anzieht vielleicht, aber eigentlich mangelt es doch an nichts. Die nächsten 3 Monate habe ich einfach radikal nichts mehr eingekauft, bin nicht mehr nach der Arbeit zum Shoppen gegangen und habe auch am Wochenende einfach andere Dinge gemacht. Schön, wieviel Zeit und Geld man so spart. :)


Und trotzdem ist Mode ein Teil von mir, den ich nicht komplett aufgeben möchte. Es ist eine Möglichkeit, seinen individuellen Stil zu zeigen, sich auszudrücken und sich dabei wohl zu fühlen. Aber mein Blickwinkel hat sich einfach komplett geändert. Mir ist jetzt bewusst, dass, wenn ich in irgendeinem wahllosen Shop einer willkürlichen Marke irgendein Kleidungsstück kaufe, ich mit 99%-iger Sicherheit passiv diese Ausbeutung der Textilindustrie unterstütze. Und eigentlich sogar aktiv, denn jede Kaufentscheidung ist ein Beitrag zur Nachfrage, die wiederum zum Angebot führt. So einfach ist es.

Daher habe ich mich weiter informiert, Dokus angeschaut und nachhaltige Blogger ausfindig gemacht. Und ich dachte mir, jetzt mach ich das einfach auch so. Jeder Einzelne zählt und jeder Kaufakt ist eine Entscheidung.

Manche schauen sich vielleicht die Preise von Fair Fashion Marken an und denken sich, das ist mir viel zu teuer. Das kann ich mir gar nicht leisten. Aber wenn das der Fall ist, sollte man sich vielleicht einfach gar nichts Neues kaufen. Denn der Preis, den wir für ein billiges Kleidungsstück zahlen, ist in Wahrheit ein viel viel höherer, als der, der auf dem Etikett steht. Es gibt so viele tolle Second Hand Läden, Apps wie Kleiderkreisel oder Ebay usw., durch die man getragener Kleidung ein neues Leben geben kann. Da ist für jeden Geldbeutel was dabei und ich finde den Gedanken super, dass man etwas Gebrauchtes wiederverwenden kann.
Mittlerweile gibt es aber auch schon viele nachhaltige Labels, die sich sehr für verbesserte Bedingungen einsetzen und trotzdem coole, vielleicht zeitlosere Mode produzieren. Solche, die nachhaltige Materialien wie z.B. Bio-Baumwolle (hier entlang wenn du wissen willst warum diese sinnvoll ist) einsetzen, die bessere Arbeitsbedingungen und Löhne für die Näherinnen und Arbeiter gewährleisten. Denn letzten Endes ist es ja nicht die Lösung, die Arbeitsplätze in Bangladesch und Co. abzuschaffen, sondern die Bedingungen zu verbessern. Eine nachhaltigere Produktionskette zu schaffen, die einen ethisch korrekten Umgang mit Mode ermöglicht. Und ein Bewusstsein dafür, was unser Konsum eigentlich für einen Einfluss hat - im positiven, wie auch im negativen Sinne.

Die Tatsache, dass du auf meinem Blog gelandet bist, finde ich schon mal super. :-) Wenn du bis hierhin sogar gelesen hast, umso besser! Ich möchte nicht verurteilen, sondern inspirieren. Zum Nachdenken anregen, dich vielleicht auch mal mit Fair Fashion zu beschäftigen oder einfach im nächsten Kaufrausch mal darüber nachzudenken "Brauche ich das wirklich? Und wo wurde dieses Teil wohl unter welchen Umständen produziert?". Einfach mal zurück hängen und sacken lassen. Die meiste Zeit braucht man es nicht wirklich und hat es am nächsten Tag schon vergessen. Zack, schon hast du ein bisschen was verändert.

Ich freue mich, wenn ich dich ein Stück mitnehmen kann bei meinem persönlichen Kleiderschrankwandel! In diesem Sinne, vielen Dank fürs Lesen und eine schöne Woche! 

Alles Liebe,
Corinna  

Einmal Palettencouch bitte!

Seit ich wusste, dass man aus Paletten auch Möbeln machen kann, habe ich auf Pinterest und Instagram stundenlang Inspiration gesammelt und für mich stand fest: sowas will ich auch! Dank fabelhafter Connections meines Lieblingsmanns zu einem Lebensmittelhersteller sind wir dann auch günstig an Neupaletten gekommen: 15€ das Stück? Ja bitte, nehmen wir! Man kann zwar auch gebrauchte kaufen, sollte aber darauf achten, dass darauf keine Chemie oder sonstigen giftigen Materialien transportiert wurden. Dann: sechs Paletten abgeschliffen, aufeinander geschraubt, 3 x 4 Rollen aus dem Baumarkt an die Unterseite (überraschenderweise wurde das mit eines der teuersten Bestandteile!) und drei "halbe" Paletten als Rückenstütze. Fast schon fertig!


...wobei, wenn wir mal ehrlich sind: am Ende hat das Projekt doch zahlreiche Stunden und natürlich Optimierungsläufe gebraucht. Als Auflage haben wir eine alte Schaumstoffmatratze zerschnitten, einen Matratzenschoner drumgewickelt (das Ganze soll ja auch bequem werden!) und mit weißen Bettlaken umhüllt. Und anfänglich extra auf ebay sogenannte Paletten-Polsterkissen für die Rückenlehne gekauft, welche sich allerdings leider als Totalflopp rausstellten. Nicht nur stanken sie widerlichst nach billiger Chemie, was auch nach einigen Tagen lüften nur unwesentlich besser wurde; sie sackten auch immer wieder unschön zusammen und waren alles andere als die angepriesene "Relax-Komfort-Zone für Ihren Rücken".


Nach unserem Umzug in die neue Wohnung haben wir also umgebaut. Drei graue Sofakissen von einer alten Couch wurden akribisch von mir mit Teppichschaum gereinigt, abgesaugt und liebevoll an den Löchern zugenäht. Ok, stimmt nicht, der letzte Schritt ist noch Zukunftsmusik, aber es sind ohnehin nur ein paar wenige Nähte, die noch offen sind. ;-) 
Jedenfalls sind diese wunderbar dicken, federnden Kissen jetzt bestens recycelt und viel gemütlicher als die verhassten Spezial-Paletten-Auflagen. Dazu noch ein paar weitere Deko- und Kuschelkissen, für die Fotos extra ordentlich hindrapiert, und fertig ist die diesmal wirklich bequeme Palettencouch!


Die Gefächer in den Paletten eignen sich wunderbar als Zeitschriften- oder Bücherablage. Alles gleich griffbereit, falls man die Couch nie wieder verlassen möchte. Soll vorkommen.


Da wir noch recht großen Respekt vor dem nagelneuen Echtholz-Parkett haben, haben wir die Rädchen alle mit einer Unterlegscheibe versorgt, um potentielle Druckstellen zu vermeiden. Die gute Couch wiegt nämlich locker über 80kg. Und dann käme ja noch als Zusatz unsere Wenigkeit drauf. Ahem.
Habt ihr auch schon mal Erfahrungen mit Palettenmöbeln gemacht?

Habt ein fabelhaftes Wochenende ihr Lieben!
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