Der Traum vom eigenen Modelabel - wie ich Gründerin wurde


Hätte man mir vor fünf Jahren gesagt, dass ich heute Gründerin eines nachhaltigen Dessouslabels bin - ich hätte es nicht geglaubt. Es scheint mir auch immer noch etwas surreal, wenn ich über das letzte Jahr nachdenke. Aber ich bin mir ganz sicher, dass es die richtige Entscheidung war, diesen Weg zu gehen und mein Glück zu versuchen.
Die Idee spukte schon etwas länger in meinem Kopf herum, aber anfangs war ich noch nicht so sicher, dass ich mich tatsächlich trauen würde. Dann fiel mir durch eine liebe Freundin ein Motivationsbuch in die Hände, das mir den nötigen Anstoß gegeben hat. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und warum sollte man nicht mal etwas wagen, wenn das Herz bei dem Gedanken schneller schlägt und der Bauch sagt, tu es!?

Ich hatte diese Vision von femininer, umweltfreundlicher Wäsche, die die Welt ein bisschen besser macht. Die etwas verändert, weil sie für faire Arbeitsbedingungen sorgt und die Modebranche verbessert, aber trotzdem einen Fokus auf schönem Design hat. Und da ich nicht wirklich das gefunden habe, was ich suchte, seit ich auf Fair Fashion umgestiegen bin, habe ich mich selbst daran gemacht.

Es gibt erst mal so viel zu lernen, wenn man ein Modelabel gründen möchte. Nicht nur fachlich, da ich keinen klassischen "Textilhintergrund" habe, sondern eigentlich BWL und Marketing studiert habe, sondern auch ganzheitlich gibt es als Start-Up unfassbar viele kleine Hürden zu nehmen und täglich Neues zu lernen. Natürlich kommt es auch darauf an, was genau man will und was eigentlich das Ziel ist: Ob man jetzt nebenher T-Shirts bedruckt, im kleinen Rahmen selbst etwas näht, oder ob man versucht, seinen Lebensunterhalt langfristig mit dem neuen Unternehmen zu bestreiten und die komplette Produktion, von Sourcing der Materialien und Schnitterstellung über Herstellung und Auslieferung, übernehmen will, macht natürlich schon einen großen Unterschied. Aber auch von Gründern, die im "kleinen Stil" eine Marke aufbauen, habe ich gehört, dass ganz schön viel harte Arbeit dahinter steckt - und das glaub ich sofort!

Was die Gründung an sich angeht, ist Deutschland ein ganz schöner Bürokratiedschungel. Ich habe mich von diversen Stellen beraten lassen, was anfangs mehr Fragen als Antworten aufwarf. Aber im Großen und Ganzen hat mich natürlich schon jede Beratung jeweils immer einen Schritt weitergebracht. Es gibt einige offizielle Anlaufstellen, die ich besucht habe: Sowohl bei der IHK als auch der Agentur für Arbeit, aber auch bei der Stadt Stuttgart im Gründerbüro gibt es kostenfreie oder sehr günstige Beratungsleistungen, die einen am Anfang weiterhelfen. Denn ich wusste vor lauter to dos eigentlich gar nicht, wo ich eigentlich anfangen soll. Zudem gibt es von Steinbeis und der RKW Gründungsberatungen, die vom Land bzw. der EU bezuschusst werden, und bei der Erstellung des Businessplans aber auch diversen anderen Problemen helfen. Das habe ich am Ende wahrgenommen und bin sehr froh darüber, weil dadurch zum Einen wertvolle Kontakte entstanden sind, und zum Anderen die Idee nochmal von Experten unter die Lupe genommen wurde. Ich fand den Gedanken hilfreich, sich mit jemandem auszutauschen, der tagtäglich mit Gründern zu tun hat und auch bei der Realisierbarkeit der Idee zur Seite steht. Die Beratung steht und fällt natürlich mit der Person, die dir gegenüber sitzt, weshalb es absolut wichtig ist, dass man auf einer Wellenlänge ist und gut miteinander kann. Hier habe ich mit insgesamt vier verschiedenen Beratern gesprochen, um den für mich richtigen zu finden.

Dann gibt es natürlich noch weitere Förderungen, die aber immer sehr spezifisch von deiner Idee abhängen. Die Start-Up Welt wimmelt von potenziellen Fördermöglichkeiten, aber das Problem ist, dass sie alle unterschiedliche Kriterien haben, unter denen man sich bewerben darf - und die Garantie, dass man sie bekommt, hat man natürlich nie. Daher muss man sich gut überlegen, wo man seine kostbarsten Ressourcen, Zeit und Energie, eigentlich rein investiert.
So gibt es z.B. Exi-Gutscheine, bei denen innovative Ideen bis zu 2500€ oder auch unter bestimmten Bedingungen 10000€ gefördert werden - aber wenn man das Kleingedruckte liest, muss man dafür ganz schön viele Kriterien erfüllen. Oft gelten solche Förderungen insbesondere für Tech-Unternehmen oder Innovationen, die so noch nie da gewesen sind und mit diversen Dokumenten belegt werden müssen. Hach, kein Spaß sag ich euch.
Weiterhin gibt es natürlich auch immer wieder Wettbewerbe, bei denen man mitmachen kann und seine Idee pitchen kann - hilfreich um Bekanntheit zu erlangen, Connections zu machen und manchmal eben auch um Geld zu bekommen. Aber auch hierfür muss man sich natürlich wieder vorab bewerben, vorbereiten, auf die Bühne trauen und überlegen, ob sich der Aufwand lohnt. Ein paar Pitches habe ich auch mitgemacht und ich glaube, dass man bei jedem ein kleines bisschen besser wird und was dazulernt. Aber die Aufregung davor ist nach wie vor die gleiche.

Neben den klassischen Fördermöglichkeiten für Start Ups gibt es noch weitere Institutionen, die hilfreich sein können. Ich habe mich zum Beispiel im Social Impact Lab beworben, welches es in sechs Städten in Deutschland gibt, und ein Stipendiumprogramm für angehende Sozialunternehmer anbietet. Das Stipendium besteht aus einem Co-Working Space, den man sich mit anderen Gründern teilt und den ich als super wertvoll empfand, als auch Workshops und Weiterbildungen für Start-Ups, die mich weitergebracht haben. Das Ding am Gründen ist ja, dass man viele Höhen und Tiefen durchlebt und es nie ein konstantes Stimmungshoch ist. Zumindest war es bei mir so. Gerade weil man sich am Anfang mit so Vielem auseinander setzen muss, was man noch nie gemacht hat (inklusive dem Administrativen Teil, der wohl den wenigsten große Freude bereitet), habe ich viele Rückschläge erlebt und auch Motivationslöcher gehabt. Da hilft es enorm, sich mit anderen Gründern auszutauschen und zu sehen, dass es einem nicht alleine so geht!

Dann habe ich mir Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen und vermehrt Start-Up und Business Zeitschriften gelesen. Es gibt schon viele Ressourcen, auch zum Thema Modelabel gründen, aber ganz speziell zum Thema Wäsche bzw. Dessous habe ich leider wenig gefunden. Was aber klar war: ich brauchte die Schnitte, die Materialien und eine Produktion. Und so ging die Recherche weiter. Ich bin zu verschiedenen Messen gefahren, habe gemerkt, dass ich noch ziemlich wenig Ahnung hab und wie groß die Hürden am Anfang sind. Von Mindestbestellmengen von 1000 Meter Stoff (überlegt mal, wie viele Höschen das ergibt! ;-)) über ein Fachjargon, das ich nicht beherrschte und mich dementsprechend verunsicherte. Jede Branche bringt ja so ihre Eigenheiten mit sich und ich hatte schnell das Gefühl, gerade BHs sind so eine Wissenschaft für sich. Ich hatte mir vorher noch nie konkrete Gedanken über die Elastizität eines Unterbrustgummis gemacht oder den Abstand der Haken und Ösen bei einem BH-Verschluss. Die ersten Gespräche mit potentiellen Lieferanten verliefen entsprechend holprig und ich fühlte mich wie der größte Blindgänger auf den ersten Fachmessen.
Aber gut, es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen, daher sagte ich mir Augen zu und durch. Jedes Gespräch, auch wenn ich mich danach erst mal ganz schön dumm und unerfahren fühlte, brachte mich weiter. Und mittlerweile habe ich von jedem BH- und Slipeinzelteil diverse verschiedene Musterstücke in meinem Büro liegen und kenne mich schon ein gutes Stück besser aus - probieren geht über studieren. :D

Nebenher habe ich mir dann immer wieder Gedanken über die Marke gemacht. Wie soll die erste Kollektion aussehen, was sind die wichtigsten Werte, wie will ich kommunizieren? Was ist der perfekte Name? Allein diese Frage hat mich viele, viele Stunden und schlaflose Nächte gekostet. Ich habe so viele Namen im Kopf durchgespielt, Freunde befragt, Möglichkeiten probiert - und am Ende auf mein Bauchgefühl gehört und so ist es "Coco Malou" geworden. Es sollte einen persönlichen Bezug haben (Coco abgeleitet von meinem eigenen Vornamen Corinna) und schön klingen (Malou ist die Kurzform von dem französischen Mädchennamen Marie-Louise), aber nicht zu einschränkend sein. In möglichst vielen Sprachen gleich und leicht aussprechbar sein und irgendwie hängen bleiben. Ein bisschen Französisch klingen, denn der Name soll sich ja im Design auch wiederfinden.  Und so kam ich dann auf Coco Malou. :)



Während ich das so schreibe, merke ich, wie viel mehr es noch zu erzählen gibt. Von der Finanzierungsfrage über die ersten Prototypen, der Website, dem Crowdfunding, Fotoshooting und der Vertriebsstrategie. Damit es euch nicht gleich erschlägt, belasse ich es jetzt dabei und schreibe in den nächsten Wochen und Monaten einen weiteren Teil, wie es sich bei mir entwickelt hat. Ich freu mich jedenfalls, dass ihr dabei seid und meine Reise als Gründerin begleitet!

Alles Liebe,
eure Corinna




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