Greenwashing-König H&M verbrennt Neuware


Das ist mal wieder Greenwashing par excellence: H&M schreibt sich groß "Garment Collecting und Recycling" auf die Fahnen, wirbt auf seiner Website mit sozialer und ökologischer Verantwortung und macht dann - genau das Gegenteil.

Schön für H&M, wenn die Kunden sich nicht groß informieren, aber das gute Gefühl haben, dass man sich irgendwie engagiert. Es klingt aber auch alles so gut: H&M Kleidung ist modisch, preiswert, qualitativ hochwertig und auch noch gut für die Umwelt. Denn dafür gibt's ja extra die Conscious Collection und große Recycling Stationen in den H&M Läden - wenn es ausgetragen ist, bringen wir es einfach zurück und H&M recycelt dann einfach alles zu neuen, schönen und kostengünstigen Teilen. Und jeden Freitag Abend tanzen alle Mitarbeiter mit den Produzenten im Kreis und spielen Ringelpiez mit Anfassen.

Die Realität sieht leider so aus, dass ein dänisches Fernsehteam kürzlich berichtet hat, was wirklich passiert: in der dänischen Stadt Roskilde werden schon seit Jahren jedes Jahr ca. 12 Tonnen Kleidung verbrannt. Neuware, teilweise mit Etiketten. H&M Deutschland tut erst mal überrascht und laut Stellungnahme erklärt man dann, es handele sich bei der verbrannten Ware um Mängelexemplare mit Wasserschäden oder zu hohen Schadstoffwerten. Komisch nur, dass die Reporter in ihrer Laboruntersuchung davon nichts feststellen konnten. Und dass 12 Tonnen eine ganze Menge Zeug sind, weshalb H&M a) wirklich schlechte, höchst undichte Lager haben muss bei so viel Schimmelkleidung oder b) wirklich bedenklich viel Stoff verpestet wurde (Nebenfrage: wie kommt es eigentlich dazu? Zu viel Gift in die Farbe gekippt?). Nochmal kurz zum Veranschaulichen: Zwölf.Tonnen. Eine Tonne = 1000 Kilogramm. Mal Zwölf. Jedes Jahr. Auf der Firmenwebsite steht dabei zum Thema Nachhaltigkeit: "Kurzfristig wollen wir verhindern, dass Textilien auf der Mülldeponie landen. Langfristig soll der Textilkreislauf geschlossen werden." Aha, das macht Sinn.

Fast Fashion Riesen wie H&M produzieren in der Regel gigantische Mengen, die sich eben mal besser, mal schlechter verkaufen. Da es aber in der nächsten Saison ganz andere Trends gibt, die an den Mann gebracht werden müssen, wäre es ja eine Option, die Überbestände einfach zu verbrennen - ist wahrscheinlich billiger so. Der absurde Kontrast zwischen Marketing Statements und Realität.

Immer wieder stelle ich mir die Frage, ob es nicht gut ist, dass Konzerne wie H&M sich für "Nachhaltigkeit" einsetzen; sind es doch die Großen, die wirklich etwas in der Industrie verändern könnten. Wenn die Inditex Unternehmen wie Zara, Bershka und Co oder eben H&M langfristig auf Bio-Baumwolle und faire Produktionsbedingungen umstellen würden, wären wir einer besseren Welt schon ein ganzes Stückchen näher*.  Und ich selbst denke mir ja immer, jeder Schritt in die richtige Richtung ist doch ein guter, also auch Baby Steps wie Recycling Programme oder eine Conscious Collection. Dann kommt so ein kleiner Skandal ums Eck und ich denke mir, wir sind eben doch noch sehr weit davon entfernt, dass internationale Großkonzerne die Welt positiv verändern. Leute, lasst euch nicht für dumm verkaufen. Ich bin ziemlich davon überzeugt, wer bei H&M einkauft, unterstützt damit nichts Gutes, Recycling Kampagne hin oder her.


Hier könnt ihr euch das Video vom Sender TV2 anschauen, wenn auch auf dänisch. Die Bilder sprechen trotzdem für sich.


[*abgesehen davon, dass die Bauern von konventionellen Baumwollfeldern dann erst mal arbeitslos wären und es fraglich ist, ob eine wirklich faire Produktion in solchen Mengen überhaupt möglich ist. Aber das ist ein anderes Thema].
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